Ila Wingen
born in Hamburg, Germany..
studied dance in Paris..
and art plastique at the University of Paris
by recommendation of Nam June Paik..
assistance for Cy Twombly..
lived 12 years in Paris, France..
work and study periods in
Southamerica, Greece and Japan..
residencies: Künstlerhaus Wiepersdorf,
Dickinson College America,
Buddhist Cultural Center Limoges France..
fellowship of the Berlin Senat..
founder of the art-group no.mi..
lives in Berlin, Germany..
exhibitions and art-performances (selected)
Paris
Grand Palais Paris (g)..
Tokyo
Artcenter Tokyo (g)..
Avignon
Art Salon Avignon (g)..
Hamburg
Kunstforum Gäthje Hamburg (s)..
Berlin
German Architectual Center Berlin (s)
StudioNovanta Berlin (s)..
several artexhibitions organized by Galerie Völcker
und Freunde Berlin (g)..
Galerie KHF Local Art (g)..Galerie Wichtendahl Berlin (s)..
Galerie K1 Berlin (g)..
Happening Brandstück (g)..
Artist Dauerlauf Viewing Berlin (g)..
New York
Galerie Ward Nasse NY (g)..Galerie New Century NY (g)..
Venezia
Biennale Venedig Art Happening (g)..
London
Chelsea Art Space London (g)..
Düsseldorf
Nüans Art Space Düsseldorf (g)..
Schwerin
Galerie auf Zeit Schwerin (g)..
Bad Hersfeld
Museum Bad Hersfeld (s)..
Paris
Galerie Arnaud Levebvre Paris (g)..
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Interview
Hans Jessen ARD Korrespondent mit Ila Wingen Künstlerin
Berlin 2011
HJ: Warum und wie sind Sie Künstlerin geworden?
IW: Ich habe mich immer als Künstlerin gesehen, schon als Kind, aber es dauerte bis ich es so formulieren konnte.
Ich bin auf dem Land groß geworden und Kunst und Künstler sein waren keine Begrifflichkeiten, die für meine Eltern oder den Alltag der mich umgab, in Frage kamen.
Meine Eltern waren zwar sehr aufgeschlossen, mein Vater selbst auch in der Großstadt aufgewachsen und Unternehmer, aber ihm schwebte für mich eher eine Zukunft als Rechtsanwältin beim Europäischen Rat vor.
Ich mußte das, was man als inneres Gepäck von seiner Familie bekommt, ablegen und mich selbst zentrieren, aber ich wußte als Kind nicht ,wie ich das tun sollte und ich hatte auch keine Hilfe dabei.
Damals habe ich in der Werkstatt meines Bruders kleine Skulpturen angefertigt..getropft aufgebaut aus Lötzinn..das hat mir eine enorme Freude bereitet. Irgendwann kam jemand zu Besuch und bemerkte, das sehe aus wie Skulpturen von Giacometti. Im Grunde war es als Kompliment gemeint, aber für mich war das entsetzlich. Ich war zu dem Zeitpunkt elf Jahre alt und hatte gar keine Ahnung wer Giacometti ist, aber ich wußte, ich wollte auf gar keinen Fall etwas machen was schon jemand gemacht hatte, sondern das, was mich ausmacht.
Ich bin dann sehr früh ausgezogen, habe mein Abitur in Hamburg gemacht und bin dann sofort in die Welt hinaus gezogen, ohne Geld und ohne das mich irgend jemand erwartete.
Ich brauchte das Unbekannte, es war ein sich mir selbst stellen und der Welt natürlich.
Ein Nachschauen oder besser in sich hineinschauen und ein starker Drang des "Wissen wollen wer ich bin" haben mich vorangetrieben.
Was ist das Wesentliche..? So konnte ich immer stärker die in mir vorhandenen Dinge, nennen wir es ruhig -inneren Bilder- formulieren und ein Werk entstehen lassen.
HJ: Sie sind dann ziemlich schnell in Kontakt gekommen mit bedeutenden Persönlichkeiten der Kunstszene wie Nam June Paik und Cy Twombly, die sie unterstützt haben.
IW: Ja das stimmt.
Ich habe erst einmal Tanz in Paris studiert und auch als Tänzerin gearbeitet und mich dann noch einmal an der Universität in Paris für arts plastique eingeschrieben. Das habe ich Nam June Paik zu verdanken, der mich damals so positiv provoziert hat, dass ich nicht daran vorbeigehen konnte auch meine bildnerische Arbeit ernst zu nehmen. Dann ging alles ganz schnell; Assistenz für Cy und erste Gruppenausstellung im Grand Palais.
HJ: Wer in ihren Arbeiten nach konkreten Spuren dieses Einflusses sucht, wird sie kaum finden -zumindest an der Oberfläche-
Gibt es sie trotzdem?
IW: Die Spuren dieser Begegnungen sind, wie sie schon sagen bildlich nicht zu finden. Ich war ja auch nicht auf der Suche nach einem Vorbild.
Geprägt hat mich die persönliche Auseinandersetzung mit den beiden. Das eher banal scheinende, wie z.B. miteinander essen gehen und so. Das Private an dem ich teil hatte. Der Wahrnehmungsaustausch und das feststellen des "inneren Ähnlichen".
Alles andere ist Arbeit, und da macht jeder seins. Das stand für mich immer außer Frage.
Aber beide haben mich beeindruckt in ihrer klaren einfachen Art, die eine tiefe Reflexion und Vertrauen in das eigene Tun zur Grundlage hatte. Darin konnte ich mich gut wieder finden und das hat mich natürlich bestärkt in meinem eigenen Weg.
HJ: Ihre Arbeiten sind weniger leicht ,lesbar‘ oder identifizierbar als die vieler anderer Künstlerkollegen.
Lyrisch-abstrakte Arbeiten entstehen gleichzeitig mit expressiv-figurativen und konstruktiven Werken. Sie lassen sich nicht leicht einordnen in kunstmarkttechnische Zusammenhänge. Machen sie es sich und den Betrachtern nicht unnötig schwer?
IW: Also wenn ich darüber nachdenken würde, ob ich es den Betrachtern schwer mache, würde ich meine Arbeit nicht tun.
Meine Arbeit ist es, mir selbst und den verborgenen Dingen da draußen sehr nahe zu bleiben. Ich nehme mir Zeit für etwas, wofür andere keine Zeit mehr haben.
Ich unterlaufe die Oberflächlichkeit. Das Verborgene spricht eine völlig andere Sprache oder, man könnte auch sagen, führt ein anderes Gespräch als das, was an der Oberfläche geschieht.
Diesem Gespräch bin ich auf der Spur.
Ich bearbeite meine Leinwände mit Acrylfarben, Tusche, Ölfarbe und auch anderen Materialien wie Kreide, Klebe, Klebebänder und und..
Ich lege ganz viele Schichten auf ein Bild, die manchmal durchscheinen, manchmal nicht.
Es ist wie eine Geschichte, die sich während des Arbeitens entfaltet, aber sie ist nicht auf den ersten Blick lesbar.
Sie taucht nach und nach auf. Dazu verwende ich außerdem Farben, die sich ständig verändern durch Lichteinfall.
Wenn Sie sich vor dem Bild bewegen, sehen sie vielleicht etwas ganz anderes als in dem Moment davor. Auch Ihre Bewegung wirkt, die physische wie geistige.So verändert sich ständig das sogenannte Sichtbare.
Man ergreift etwas mit seinem Geist und dem Gefühl und auch wieder nicht. Das, was passiert, ist sehr intim und doch öffentlich.
Der Raum auf dem Bild verändert sich und auch der Raum unserer eigenen Wahrnehmung ist in Bewegung.
Und das alles, obwohl wir von einem Bild auf Leinwand reden. Es ist wie im täglichen Leben. Sie sehen etwas auf dem ersten Blick, aber sie sehen nicht alles. Man glaubt also nur, etwas zu sehen, aber was weiß man schon wirklich.
Für die Bilder die entstehen, sind Schärfe in der Auseinandersetzung, Sensibilität, Intuition, Reflexion das Werkzeug.
Es geht immer um die Essenz der Dinge. Wenn das Wesen der Dinge in der Aussage berührt wird, ist es egal, ob sie mit einem Baum erkennbar wird oder einem Farbschweif. Die Form ist in dem Fall das Momentum.
Sie können durch alle inneren Räume wandeln und dadurch Ihren Blick verändern. Das hat für mich mit Freiheit zu tun.
Das, wovon Sie sprechen, ist der Wunsch des Marktes etwas einzuordnen um es besser verkaufen zu können. Etwas zu zähmen. Das hat man immer wieder in der Kunstgeschichte versucht und es beweist nur immer wieder, wie sehr der Mensch weiß, welch geheime Kraft der Kunst inne wohnt.
Bei der Einordnung geht also um Angst und Geld. Eine Art Gefangenschaft oder, wie ich mich gerne ausdrücke, ein verengter innerer Raum.
Das interessiert mich überhaupt nicht als Beweggrund. Und wenn es nicht gelingt mich einzuordnen, kann ich nur sagen, um so besser.
Dem Betrachter mache ich es eher leicht. Er kann ganz er selbst sein.
Nam June Paik hat ja den schönen Satz gesagt:
" When to perfect, lieber Gott böse."
HJ: Ist Malerei nicht eine überholte Künstlerische Ausdrucksform?
Ist mit Farbe auf Fläche nicht alles gemacht worden, was gemacht werden kann?
IW: Was überholt ist, ist die Notwendigkeit immer alles einzuordnen, festzuhalten. Wir befinden uns heutzutage in einer viel komplexeren Lesbarkeit.
Alles Wissen und Erfahrene mischt sich auf das Äußerste.
Keiner überschaut mehr das gesamte Bild.
Da scheint es mir nur schlüssig, sich zu besinnen auf das mir direkt zur Verfügung stehende. Meine Person.
Ein Bild, das Ihnen gegenübersteht, ich nenne es ruhig "Persönlichkeit", ist dann eine Art Spiegel. Die erste Übersetzung Ihres Inneren.
Was ist daran (an diesem Dialog) überholt?
Das unterliegt aus meiner Sicht keiner Mode.
Vielleicht auch verkürzt im Sinne Heidegger`s
"Werksein heißt eine Welt aufstellen."
Also, solange es den Menschen gibt, wird nie alles gemacht sein, auch nicht in der Malerei.
"Das Werk hält das Offene der Welt offen."
"Welt weltet"
Und die Kunst ist dabei.